Vipashyana Meditation
Vergleich Einsichts-Meditation im Theravada und Mahayana
Im Theravada: Vipassanā (Pali): “Einsicht”
Im Mahayana: Vipaśyanā (Sanskrit): “Einsicht”
Im Theravada
Die Vipassana Meditation im Theravada ist im Prinzip eine Achtsamkeitspraxis. Die Konzentration oder der Fokus richtet sich dabei auf den Atem, den Atemvorgang, den Körper, Körperempfindungen usw.
Man unterscheidet drei Arten der Achtsamkeit:
Momentane Achtsamkeit (khanika samädhi)
Zugangs- Achtsamkeit (upacara samädhi)
Absorptions-Achtsamkeit (appanä samädhi)
Samadhi wird als Endpunkt der Achtsamkeit verstanden. Genauere Erklärung hierzu: Siehe hier
https://buddhastiftung.de/wie-die-vipassana-meditation-zur-massenbewegung-wurde/
Im Mahayana
Im Mahayana ist Vipashyana Einsichtsmeditation, die man praktiziert wenn man durch die Stille Meditation einen ruhigen Geist erreicht hat. Einsicht bedeutet Einsicht in die Natur der Erscheinungen (Dharmas). Ziel ist, dass man erkennt, dass alle Erscheinungen, d. h. alle Dinge und alle Gedanken und Begriffe keine letztendliche Eigennatur besitzen. Man erkennt, dass es keine Entitäten gibt, die aus sich selber heraus existieren,
die permanent sind,
singulär (nicht zusammengesetzt) und
autonom (unabhängig).
Alles verändert sich und alles entsteht nur in Abhändigkeit. Alles tritt in Erscheinung und ist leer - leer von einer Eigennatur. Wenn man dies erkannt hat, hat man Weisheit erlangt. Mit dieser Weisheit erkennt man die Ursachen des Leidens und wird vom Leiden befreit. Man erkennt die zweite Edle Wahrheit, die Wahrheit von der Ursache des Leidens und ist in der Lage diese Ursache nachdem man sie erkannt hat auch zu beseitigen.
Bei Ngorchen Konchog Lhundrup im "Die drei Sichtweisen" heißt es:
Der Praktizierende des Mahayana (Bodhisattva), der durch die Meditation des ruhigen Verweilens (Stille Meditation) den Zustand der einsgerichteten Konzentration erreicht hat, sollte dann sich bemühen, den Weg zu meistern, der in das vollständige Verstehen der transzendenten Weisheit mündet, denn dies ist der wesentliche Inhalt der Lehren des Weisen. Wie es in der Bodhicaryavatara heißt:
Alle Teile der Lehre
hat der Weise um der Weisheit willen unterrichtet.
Wer den Wunsch hat, die Leiden zu beenden
sollte darum Weisheit entwickeln.
Wenn man einen Geist besitzt, der die wahre Natur der Erscheinungen (d h. Dharmas) nicht erkennt, wird man nicht in der Lage sein die Geistesgifte samt ihren Ursachen zu entfernen, unabhängig davon wie fleißig man über Leerheit meditieren mag oder die Methoden des Gebens und so weiter übt. Wie es in der Sancayagatha heißt:
Wie könnten selbst zehn Millionen Blinde die Stadt ohne einen Führer finden? So ist es mit der Weisheit, wenn sie fehlt, wie sollten die fünf transzendenten Vollkommenheiten, die keine Augen haben, uns zur Erleuchtung führen, wo sie doch keinen Führer haben?
Auch heißt es im Abhidharmakosa:
Ohne analytische Weisheit, mit der man Entitäten erkennt,
gibt es keine Methode die Geistesgifte zu beseitigen;
ohne diese Methode bleibt man im Ozean der weltlichen Existenz gefangen.
Aus diesem Grund lehrte der Lehrer dies (die analytische Weisheit).
Weiter heißt es bei Ngorchen Konchog Lhundrup:
Aus diesem Grund sollten Menschen die Intelligenz besitzen, mit richtigem Verstehen ausgestattet sind und etwas für sich tun wollen, sich bemühen zu lernen, wie man Weisheit entwickelt, die das Nicht-Selbst erkennt, das Mittel gegen Leiden und dessen Ursache, und dabei die Methoden des großen Mitgefühls nicht zu vernachlässigen. Wie es in der Bodhicaryavatara heißt:
Die Ursache der Leiden ist der Stolz der “Ich” sagt,
er wird gepflegt und vergrößert durch den falschen Glauben an ein Selbst.
Du könntest denken es gibt keine Abhilfe,
aber Meditation über Nicht-Selbst ist der beste Weg.
Um Nicht-Selbst zu realisieren muss man
die Natur der Erscheinungen erkennen,
den Geist frei halten von konzeptuellen Extremen,
das unerschütterliche Verstehen entwickeln, dass die Natur des Geistes nicht ausgedrückt werden kann.